Vor meinem Bürofenster wird gerade die Außenanlage des neuen Nachbargebäudes errichtet. Eine fröhliche und schnelle Truppe von Arbeitern legt dort Wege an. Gestern Morgen, wir befinden uns in der absoluten Hochsommerphase, ertönte um 7.00 ein laut gepfiffenes Weihnachtslied. Es hat nur kurz für Abkühlung in mir gesorgt.
Einer der Arbeiter transportierte Kies mit einem sehr kleinen Bagger dorthin, wo gerade gepflastert wurde. Er saß im Bagger, schaute intensiv auf sein Handy und der Bagger rollte langsam auf den Kiesberg zu. Genau im richtigen Augenblick schaute er hoch und stoppte. Das Ganze wiederholte sich mehrfach. Anfangs dachte ich, er hätte ein Navi auf dem Handy, das kam mir dann doch zu verwegen vor.
Die Wiederholung des gleichen Vorganges und der Eindruck, dass der Bagger wie an einer Schnur gezogen fuhr, brachte ein Wort in meinen Sinn. Autopilot.
Und was hat das mit mir zu tun?
Abends hatte ich eine Erfahrung, in der es mir gelang, meinen eigenen Autopiloten gerade noch rechtzeitig zu stoppen. Nein, ich bin nicht mit dem Handy vor der Nase Auto gefahren. Es war eine Reaktion in einem anderen Zusammenhang. Jemand teilte mir mit, dass sie eine andere Person nicht erreichen kann und schwupp, wollte ich mich darum kümmern.
Warum sollte ich die Person erreichen, wenn jemand Anders es nicht schafft, obwohl wir die gleichen Kontaktdaten haben.???...ich könnte jetzt auch über meinen scheinbaren Größenwahn schreiben….ein anderes Mal….vielleicht…..
Also ließ ich es sein und frage mich, wie oft ich automatisch auf Situationen reagiere, obwohl ich gar nicht dafür zuständig bin. Wie oft höre ich ein „Kümmere Du Dich mal“, obwohl es gar nicht ausgesprochen wurde. Und wie oft mische ich mich so in Angelegenheiten, die mich gar nicht betreffen…..und hole mir dann völlig überraschend eine blutige Nase, eine Enttäuschung oder ähnliches ab.
Im Gegensatz zu dem Bagger bin ich meist mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs. Also bedarf es besonders viel Achtsamkeit, meinen Autopiloten zu bemerken. Und auszuschalten. Das wird spannend. Wie viel Energie und Zeit frei wird, wenn ich aufhöre, mich mit Dingen zu beschäftigen, um die ich mich gar nicht kümmern muss oder soll. Energie und Zeit, die ich dann in die Themen einbringen kann, die für mich wichtig und interessant sind.