Vor vierzehn Tagen hatte ich einen wichtigen Termin in einer Angelegenheit, um die ich mich bisher nur mit großem Widerwillen kümmere. Der Termin verlief überraschend positiv und ich habe mich sehr gefreut. Am nächsten Tag kam eine Nachricht dazu und meine Freude war dahin. Dabei war die Info neutral, doch hat sie in mir einen Punkt berührt, der Angst, Sorge und Unbehagen ausgelöste. Theoretisch weiß ich ja alles: Das unbehagliche Gefühl wollte ich natürlich nicht fühlen und habe es verdrängt. Die Sorgen ließ ich zu, weil ich das Kopfkino nicht unterbrochen habe. Als Mentaltrainerin ist mir das alles klar und ich weiß auch, wie ich damit umzugehen habe…..theoretisch. Aber ich bin ja hier, um zu lernen. Vor allem, um zu lernen, dass ich nicht perfekt bin und meine Selbsterkenntnisse schon mal etwas Zeit brauchen.
Diese Angelegenheit erzeugt in mir großen Widerstand. Und ich habe dazu (bisher) keine Lust und würde viel lieber etwas anderes machen. Weil ich durch diese Angelegenheit mit meinen Ängsten und Gefühlen in Kontakt komme. Und denen will ich viel lieber ausweichen.
WM 1982, Deutschland vs. Österreich: Ein frühes Tor für Deutschland und mit diesem Spielstand konnten beide Mannschaften in die nächste Runde kommen. Also haben sich die Spieler 80 Minuten lang den Ball hin und her geschoben. So geht es mir gerade auch. Aus Angst davor, mich der Situation, den Ängsten und Gefühlen zu stellen, schiebe ich den Ball ein bisschen hin und her. Das Ganze ist kraft- und freudlos und so gewinnt man keine Spiele. Das ist Spielverzögerung.
In dem Reiseführer meiner Lebens-und Seelenreise steht (wenn ich ihn geschrieben habe): „Die Energie folgt der Aufmerksamkeit“. Solange ich nur ein bisschen mit dem Ball herumtänzle, wird das nichts. Jetzt endlich entscheide ich mich, mich auf das Spiel einzulassen und zu konzentrieren, es spielen und gewinnen zu wollen und das Team zu führen. Dann ist sofort eine ganz andere Energie im Spiel. Ich bin mir sicher, dass es dann erfolgreich sein wird, Spaß macht und wirklich etwas in Fluss kommt. Und ich weiche meinen Mit- und Gegenspielern nicht mehr aus, weil ich Angst habe, dass es mal heiß her geht, ich vielleicht auch mal gefoult werde oder ein unerwarteter Spielzug kommt. Und ich weiß, dass ich dann mit Ängsten und Gefühlen in Kontakt komme. Aber sie kommen doch sowieso immer wieder hoch. Also kann ich auch mitspielen, statt auf der Ersatzbank zu sitzen….Dazu in einem anderen Artikel später mehr…
Und es wird mich mit Lebendigkeit, Freiheit und Stolz erfüllen, wenn ich aufhöre zu tänzeln und stattdessen Spielführer werde. Spielführer in dieser Angelegenheit und Spielführer meiner Seelen-Lebensreise.
Und auch das Spiel verdient Achtung und Aufmerksamkeit. Vielleicht ist meine Angelegenheit eine der Zitronen, die das Leben liefert. Ich kann einfach hineinbeißen, alles zieht sich zusammen und ich fühle mich mies. Oder ich bringe der Zitrone Respekt und Aufmerksamkeit entgegen. Dann kann die berühmte Limonade daraus werden. Zitrone, Fußballspiel oder Angelegenheit: Das Leben hat es für mich ausgesucht und allein deshalb verdient es meinen Respekt.